Ruth Bussche

Fotostoria

Daran und damit arbeite ich: Provenienzforschung, wissenschaftliche Datenbanken, webbasierte Forschungsumgebungen, Fotogeschichte, historische Bildsammlungen, Normdaten

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Lesezeit: 3 Minuten

Die Sektion Geschichte und Archive der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) veranstaltet im kommenden Juni in Kooperation mit der Professur für Geschichte und Theorie der Fotografie an der Universität Duisburg-Essen die Tagung „Depot und Plattform: Bildarchive im post-fotografischen Zeitalter“, Konzeption: Herta Wolf und Estelle Blaschke

Call for Papers

Fotografie fungiert zugleich als Medium (d.h. als Wissensspeicher) wie auch als Gegenstand (d.m. als fotografisches Objekt) eines Archivs. Daneben sind sich die Archive durch den Einzug digitaler Technik in einer Umbruchsituation. Nicht nur dass ein Speichermedium, die Fotografie, durch ein anderes, elektronische Datenspeicher, ersetzt wurde, verändern sich durch diesen Transformationsprozess sowohl die Ordnung und damit die Verwaltung von Bilddatenbanken als auch der Zugriff auf Bildarchive und damit die Disseminationsbedingungen der in diesen gesammelten Bilder.

Als Vorträge sind folgende Fragestellungen und Themen von Interesse:

  • Weil heute sowohl öffentlich-rechtliche Bildarchive ihre Bestände zunehmend verwerten (müssen) als auch kommerziell geführte Bildarchive, die – um ihre Sammlungen zu bewerben – Teile ihrer historischen Sammlungen kostenlos zur Verfügung stellen, um eine Digitalisierung eines Teils ihrer Bestände nicht umhinkommen, stellt sich die Frage nach den jeweiligen Selektionsinstanzen und deren Auswahlkriterien.
  • Der Verlust der Materialität des fotografischen Objekts ist begleitet von medialen Transformationsprozessen, die sich, unter anderem, in veränderten Nutzungsarten von Bildarchiven manifestieren. Wie verändert sich die Bildrecherche? Welche Auswirkungen hat der Übergang von einer Ordnung des Nebeneinanders zur Hierarchisierung der digitalen Recherche auf die Verwertung fotografischer Bilder bzw. auf die Bedeutungskonstituierung vermittels des Archivs?
  • Bestehen Differenzen und/oder Kontinuitäten zwischen den um 1900 konstituierten „Weltbildarchiven“ (wie z.B. Albrecht Meydenbauer oder Richard Hamann und Foto Marburg) bzw. „Weltprojekten“ (Markus Krajewski 2006) und den ebenfalls Vollständigkeitsphantasmen verdankten, durch Konzentrationsprozesse seit 1989 akkumulierten Fotobildarchiven von Corbis
    und Getty Images?
  • Wie sehen die epistemologischen und fotohistoriografischen Implikationen aus, die sich durch die elektronische Transformation in der Verwaltung und Verwertung großer Bilddaten ergeben? Lassen sich aus diesen neue Erkenntnisse über den epistemologischen Charakter bzw. mediale Aspekte der Fotografie gewinnen?
  • Wie sehen die Veränderungen im „Handel mit Fotografien“ (Allan Sekula 1981/2002 und 2002; Matthias Bruhn 2003) seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts aus?
  • Und wie verändert sich mit diesen die „Rechtsrealität“ (John Tagg 1981/2002) von Produzenten, Eignern und Nutzern elektronisch erfasster Fotoarchive?
  • Kann von einem Verlust von „Identität“ und damit Lesbarkeit bzw. Bedeutung(skonstituierung) von auf konkrete Verwertungszusammenhänge abzielenden, gewachsenen Archiven durch ihren Verkauf und die damit einhergehende materielle und elektronische Ver-Ortung gesprochen werden?
  • Während mit den Jahrzehnten die Historizität von analogen Fotografien in den Vordergrund tritt und damit das „Medium“ die „Botschaft“ verdrängt (Angela Matyssek 2009) verhält es sich bei den elektronisch gespeicherten und zirkulierenden Bildern umgekehrt: die Botschaft der Bilder bringt ihre Medialität zum Verschwinden, d.h. die Fotografie wird von der immateriellen fotorealistischen Repräsentation auf dem Bildschirm verdrängt.
  • Der Mythos der Digitalisierung als „Demokratisierung“ und „Öffnung“ der Archive, der Diskussionen der 1990er Jahre bestimmt hat, könnte im Hinblick auf die von Nutzern generierten Bilddatenbanken wie Flickr, Facebook und Google Images neu diskutiert werden.
  • Anhand der Geschichte von konkreten Fallbeispielen könnte das Bildarchiv im Hinblick auf die Überlieferung von visuellem Kulturgut und die Bedeutung, die dem auf Bildträgern gespeicherten visuellen Gedächtnis zukommt, thematisiert und kritisch erläutert werden.

Deadline für den Call for Papers: 08. März 2009

Depot und Plattform: Bildarchive im post-fotografischen Zeitalter
Tagung am Freitag, den 5. bis zum Sonntag, den 7. Juni 2009

Vollständiger Call for Papers via H-Net

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