Ruth Bussche

Fotostoria

Daran und damit arbeite ich: Provenienzforschung, wissenschaftliche Datenbanken, webbasierte Forschungsumgebungen, Fotogeschichte, historische Bildsammlungen, Normdaten

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Lesezeit: 3 Minuten

Die Bilddatenbank der Bayrischen Staatsbibliothek mit dem Archiv Hoffmann behandelt eine Rezension bei H-Soz-u-Kult. Etwas knapp geraten in dieser Besprechung allerdings die eigentlichen Inhalte der Datenbank. Zur Sammlung Heinrich Hoffmanns wären einige Worte zu deren Inhalten hilfreich gewesen, noch weniger helfen für Recherchen allerdings die Beschreibung von Design und Benutzerführung.

Neben zahlreichen Personenaufnahmen Hitlers und seiner Umgebung enthält das Archiv Hoffmann etwa architekturhistorisch interessante Aufnahmen von den Bauaktivitäten der Nationalsozialisten am Münchner Königsplatz, die Entstehung von Führerbau, Verwaltungsbau (Kartothek mit der Kartei der Parteimitglieder!) und Ehrentempeln bis hin zu einer 1955 entstandenen Aufnahme Hoffmanns mit spielenden Kindern auf dem Gelände der gesprengten Ehrentempel.

Interessant auch die Aufnahmen der NSDAP Reichsgeschäftsstelle in der Schellingstraße mit dem Atelier Heinrich Hoffmanns.

Mit der Suche nach „Reichsparteitag“, findet man nicht nur die bekannten Aufnahmen von 1933, sondern auch die älterer Reichtsparteitage, die für die Entwicklung propagandistischer Großveranstaltungen durchaus interessante Vergleiche bieten.
Vom Reichsparteitagsgelände gibt es Aufnahmen aus der Bauzeit, Besichtigungen der Baustelle und des Neusbaus, aber wenig echte Architekturaufnahmen, mit der Dokumentation des Geländes war vielmehr Walter Hege beauftragt worden. Von Hege stammen auch einige wenige Aufnahmen von den Ehrentempeln am Münchner Königsplatz.

Weitere Großbauten des NS-Regimes im Bildbestand sind die der Neuen Reichskanzlei in Berlin (Suche mit „RKL“!), das Haus der Deutschen Kunst, die Reichsautobahnen, Berghof (Inneneinrichtung!) und Haus Wachenfeld auf dem Obersalzberg, die Ordensburgen in Croessinsee und Sonthofen, das Reichsluftfahrtministerium, die Mangfallbrücke, das KdF-Seebad Rügen; schließlich die Bauten der Olympischen Spiele: das Olympische Dorf, das Polofeld und das Olympiastadion.

Nicht zu vergessen die Porträts der NS-Architekten: Albert Speer, Paul Ludwig Troost, Werner March.

Wer denn gleich alles auf einmal will, kann über Suche nach Sigel „65“ (Sigelliste auf der Einstiegsseite) auch alle relevanten Fotografien zum Thema Architektur in der Datenbank treffen, das sind dann allerdings mehr als 2700 Treffer.

Die Suche über die Sigelliste bietet tatsächlich den einzigen thematischen Einstieg in die Datenbank, bei dem der Benutzer nicht schon die passenden Suchbegriffe selbst mitbringen muss. Interessant etwa die Bilddokumente zu den Auslandsbeziehungen des nationalsozialistischen Deutschlands, die sich mit „01“ für Italien suchen lassen.

Ein Desiderat für weitere Forschungen: Die im Archiv Hoffmann enthaltenen älteren Aufnahmen stammen laut Sachsse, „Erziehung zum Wegsehen“, S. 394 aus Bildarchiven jüdischer Fotografen, die Hoffmann systemtaisch für seine Bildagentur aufgekauft hat. Um diesem Punkt nachzugehen bietet die Datenbank der BSB aber keinerlei Grundlage.

Zwar liefert die Suche über Ort = Berlin und nicht Künstler = Hoffmann, eine Reihe von Treffern, zu denen jedoch häufig kein Urheber bekannt ist. Aus größeren Bildarchiven finden sich in dieser Trefferliste etwa Atlantic und Scherl. An dieser Stelle wüsste man deshalb gern mehr und es rächt sich, dass keine Indizes hinterlegt sind, die dem Benutzer Orientierung bieten würden, welche Fotografen in diesem Archiv vertreten sind.

Was gibt es sonst noch zu Hoffmann?
Laut Fotografendatenbank der Piag liegen die Nutzungrechte am Bestand Hoffmann zum Teil beim Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, ein Teil des Nachlasses befindet sich bei akg-images. Sonst nützlich auch die Seite zu Hoffmann beim Deutschen Historischen Museusm, die ihn ebenfalls unter ihren Fotografen listen.

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