Ruth Bussche

Fotostoria

Daran und damit arbeite ich: Provenienzforschung, wissenschaftliche Datenbanken, webbasierte Forschungsumgebungen, Fotogeschichte, historische Bildsammlungen, Normdaten

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In Wien findet übermorgen eine Tagung zum fotografischen Messbild statt:

1858 wäre der deutsche Bauingenieur Meydenbauer bei von Hand ausgeführten Vermessungsarbeiten am Dom von Wetzlar fast vom Gerüst gefallen. Er sah sich dadurch nach eigener Aussage genötigt, die viel sicherere „Meßbildkunst“ zu erfinden. Im gleichen Jahr präsentierte Nadar sein erstes, aus 520 Metern Höhe aufgenommenes Luftbild, und der Militärarzt Chevallier ließ einen fotografischen Messtisch für die Erfassung topografischer Terrains patentieren. Solche Bilder scheinen einerseits am Ende einer langen Geschichte perspektivischer Aufnahmeverfahren zu stehen. Andererseits markieren sie den Beginn eines neuen Verfahrens – der Fotogrammetrie. Die noch vagen Versuche in der Herstellung präziser Bilder zeugen von dem Potenzial, welches der Fotografie schon früh zugesprochen wurde. Die Unklarheit über die Grenzen dieser neuen Bildtechnik zur fotografischen Erfassung der Welt setzte Imaginationen über ihre grenzenlose Anwendbarkeit in Gang. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollte die Fotogrammetrie verschiedenste Disziplinen wie die Kartografie, die militärische Aufklärung, die Architekturaufnahme oder die Archäologie revolutionieren. Wenn man sich die Luftbilder von Nadar oder die verzerrten Rundpanoramen von Chevallier ansieht, überkommen einen jedoch Zweifel, ob diese sich wirklich so nahtlos in die Geschichte einer Vermessung der Welt durch Bilder einfügen. Der Weg zu funktionierenden fotografischen Messbildern war einer des Ausprobierens, des Experimentierens und des Scheiterns, welcher vom Versprechen der Fotografie stetig vorangetrieben wurde.

Wie veränderten sich die Praktiken der Landaufnahme, der Kartografie oder der Denkmalpflege, wenn nicht mehr die Objekte selbst, sondern ihre Bilder vermessen werden sollten? Welche Rolle spielte das Archiv für die Auswertung von Messbildern? Wie wurde mit dem ästhetischen Überschuss von Messbildern umgegangen? Im engen Bezug auf das historische Material möchten wir solche Fragen aus Sicht der Kultur- und Kunstgeschichte diskutieren.

Programm via HSK
Datum, Ort: 27.05.2011, Wien, IFK Wien, Reichsratsstraße 17, 1010 Wien

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